Barbara Reichelt
Barbara Reichelt
Klagenfurt / Österreich

Ein Leben gerettet

Ich war Religionslehrerin in einer Volksschule. Als ich zu meinem dritten Kind schwanger war, erzählte mir die Mutter eines Schülers, die zu mir Vertrauen gefasst hatte, dass sie ebenfalls schwanger wäre. Sie hatte bereits zwei Kinder. Da nun dieses dritte Kind von einem anderen Vater stammt als die beiden Buben, wäre es ihr unmöglich, dieses Kind zur Welt zu bringen. Sie beabsichtigte daher, dieses Kind abzutreiben. Ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass eine Abtreibung keine Lösung wäre, doch sie ließ sich davon nicht beeindrucken.

Mich hat dieses Schicksal sehr beschäftigt und ich begann, intensiv für diese Frau sowie für das ungeborene Kind zu beten, damit es zu einer guten Lösung kommen könnte.

Nach einiger Zeit erzählte mir die Frau, dass sie es sich zwischenzeitlich überlegt hätte, das Kind doch zur Welt bringen zu wollen und es dann zur Adoption frei zu geben. Sie würde das allerdings nur unter der Bedingung machen, dass sie erfährt, wer dieses Kind bekommen würde. Was dieser Frau und mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war, ist der Umstand, dass dies aus rechtlichen Gründen sehr schwer möglich ist, weil Adoptionen sowohl zum Schutz der Kinder als auch der Adoptiveltern immer anonym erfolgen. Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, wie es mit diesem Kind und dieser Frau weitergehen könnte. Das Einzige, was ich tun konnte, war, Gott nun verstärkt um Hilfe für diese Situation zu bitten.

Nach einigen Tagen bekam ich plötzlich einen Anruf von einer ehemaligen Schulfreundin, mit der ich schon viele Jahre keinen Kontakt mehr gehabt hatte und die nun in einer weit entfernten Stadt wohnte. Wir plauderten ein bisschen und ich erzählte ihr von meiner dritten Schwangerschaft. In diesem Zusammenhang schilderte sie mir, dass sie selber keine Kinder bekommen könne und sie vor kurzem gemeinsam mit ihrem Mann beschlossen hätten, ein Kind zu adoptieren, dass dies aber sehr schwer wäre.

Für mich war dieser Anruf wie eine Antwort Gottes auf meine Gebete. Ich erzählte meiner Freundin von der ungewollten Schwangerschaft der Mutter meines Schülers und von ihrer Absicht, das Kind nur unter der Bedingung frei zugeben, dass eine offene Adoption möglich wäre. Meine Freundin und ihr Mann waren zu dieser unüblichen Form der Adoption bereit. Es hatte dann tatsächlich noch eine Reihe schwerwiegender rechtlicher Problemen gegeben, die aber schließlich alle gelöst werden konnten.

Für mich war es wie ein Geschenk des Himmels, dass dann die kleine Andrea, wie dieses kleine  Mädchen nun hieß, an meinem Geburtstag zur Welt kam.

Heute ist Andrea selber Mutter von drei Kindern und ist glücklich darüber, wie sich ihr Schicksal gefügt hatte.

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