DDr. Reichelt Wolfgang
Dr.Dr. Wolfgang Reichelt
Klagenfurt/Österreich

Ich wurde davor beschützt, mein eigenes Kind zu überfahren

Ich war vor kurzem mit meiner Frau und zwei kleinen Kindern aus der Stadt in ein neues Haus am Land gezogen. Von Leuten aus unserer neuen Pfarre wurden wir nach einiger Zeit gefragt, ob wir in unserem Haus eine sogenannte „Wandernde Madonna“ eine Woche lang beherbergen wollten. Dieser Brauch soll darauf hinweisen, dass Maria gerne bei den Menschen ist und uns allen helfen möchte, dass wir in unserem Leben den direkten Weg zu Jesus, ihrem Sohn, finden können. Wir stimmten zu.

Als uns dann die Marienstatue gebracht wurde, waren wir von ihr ehrlich gesagt nicht sehr begeistert, weil uns diese große Statue überhaupt nicht gefiel. Wir empfanden sie als sehr kitschig. Wir stellten sie trotzdem in unserem Wohnzimmer auf. Schließlich ging es ja darum, Maria als Gast in unsere Familie aufzunehmen und sie um ihren Schutz und ihre Begleitung auf unserem Lebens- und Glaubensweg zu bitten. Dabei sollte es nicht wichtig sein, ob uns diese Figur gefällt oder nicht.

Kurze Zeit später meldete sich ein netter Besuch an. Wir freuten uns darauf, überlegten aber, während dieses Besuchs die Statue aus dem Wohnzimmer zu entfernen. Wir wussten, dass beide Männer durchaus spöttisch sein konnten und vermuteten, dass sie über diese kitschige Figur in unserem Wohnzimmer Witze machen würden. Nach einigen Überlegungen beschlossen wir dennoch, diese Figur stehen zu lassen. Auch wenn die Statue sehr kitschig war, war sie ein Symbol dafür, dass wir Maria in unserem Haus als Gast eingeladen hatten. Wir hatten das Gefühl, dass wir auch unseren Glauben verstecken würden, sollten wir diese Statue wegräumen. Das wollten wir nicht. Daher blieb die Marienstatue für alle gut sichtbar im Wohnzimmer stehen.

Es kam, wie wir es vermutet hatten. Unser Besuch sagte uns gegenüber zwar nichts über diese Statue, wir erfuhren aber, dass sie sich anderen gegenüber über unseren „exquisiten Kunstgeschmack“ lustig gemacht hatten. Nachdem wir mit Ähnlichem gerechnet hatten, ärgerten wir uns nicht allzu sehr.

Ein paar Tage später musste ich einmal mit dem Auto wegfahren, das in der Einfahrt zum Haus stand. Die Marienstatue stand noch bei uns im Wohnzimmer. Meine zwei Kinder, Veronika und Stefan, die gerade einmal 3 Jahre bzw. 2 Jahre alt waren, spielten irgendwo in unserem großen Garten, ich konnte sie nicht sehen. Weil unsere Kinder noch so klein waren, hatte ich es mir zur Angewohnheit gemacht, vor dem Wegfahren immer um das Auto herumzugehen, um zu überprüfen, ob ja kein Kind in der Nähe ist, das ich gefährden könnte. Ich ging herum, sah weit und breit kein Kind, stieg ein, startete den Motor und wollte wegfahren.

Plötzlich war mir, als würde ich innerlich ein ganz energisches und dringendes „Halt!!!!“ hören. Ich war erschrocken und stellte sofort den Motor ab. Ich war verwirrt und verstand überhaupt nicht, was da passiert war.

Als ich aus dem Auto ausstieg um nachzusehen, was da los ist, kroch plötzlich der kleine Stefan freudestrahlend unter dem Auto hervor. Er hatte vermutlich Verstecken spielen wollen, und war unter das Auto gekrochen. Wäre ich weggefahren, hätte ich unweigerlich mein eigenes kleines Kind überfahren. Wir hatten dann jeden Grund, uns bei Maria für ihren Schutz zu bedanken.

Bemerkenswert ist nun folgendes: Ich hatte diese Begebenheit aufgeschrieben, wie auch andere Begebenheiten, bei denen ich glaubte, das Wirken Gottes erfahren zu haben. Als ich einmal nach vielen Jahren all diese Aufzeichnungen wiederum las, fiel mir ein ganz interessanter Zusammenhang auf: In den meisten Fällen, in denen ich ein für mich augenscheinliches Wirken Gottes erfahren durfte, war ich zuvor bereit gewesen, für Gott Zeugnis abzulegen. Zeugnis geben erfordert oft eine große Überwindung, weil es mit der Möglichkeit verbunden ist, dass man sich blamiert und von den anderen Menschen nicht ganz ernst genommen wird. Für Gott scheint das einen besonderen Wert zu haben, wenn wir uns für ihn exponieren.

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