Ayse
Ayse
Stuttgart / Deutschland

Muslimin begegnet Jesus

Ich wuchs in Deutschland als muslimisches Mädchen in einem Umfeld auf, in dem es Mädchen viel schwerer hatten als Buben. Ich habe in meiner Familie viel Gewalt und Ablehnung erfahren. Wenn zum Beispiel mein Vater oder meine Geschwister auf irgendetwas eine Wut hatten, wurde ich gestraft und geschlagen. Sie hatten einfach ihre Wut an mir abreagiert. Ich lebte dadurch in ständiger Angst und versteckte mich oft. Ich war ein einsames und trauriges Kind. Auch als ich die Koranschule besuchte, hatte ich immer Angst, irgendetwas falsch zu machen und dafür bestraft zu werden. Schon als Mädchen wollte ich lieber sterben als leben. Erst als ich zu meinem eigenen Kind schwanger war, änderte sich dies, nun wollte ich für mein Kind kämpfen.

Was ich als Kind überhaupt nicht einordnen konnte, was mir aber immer sehr viel Kraft gegeben hatte, das war ein „Engel“, der immer wieder zu mir gekommen ist und der mich getröstet hat. Diese Erscheinung hat mir Liebe und Geborgenheit geschenkt in einer Zeit, in der ich von Menschen niemals Liebe empfangen hatte. Diese Erscheinung hat mich über die schwersten Situationen hindurchgeholfen. Mir war als Kind überhaupt nicht bewusst, dass dies etwas Besonderes war, was andere Menschen nicht erleben konnten. Es war mein Engel, der immer wieder zu mir kam.

Als ich neun Jahre alt war, begannen meine Eltern nach einem passenden Ehemann für mich zu suchen. Ich war verzweifelt und wollte überhaupt nicht früh heiraten, ich hätte so gerne eine gute Schul- und Berufsausbildung gemacht. Aber das war für meine Eltern nicht wichtig. Als ich 14 Jahre alt war, flogen dann meine Eltern mit mir in die Türkei, wo ich dann mit einem mir fremden Mann verheiraten wurde. In der nächsten Zeit lebten wir zwar noch getrennt und ich kehrte mit meinen Eltern nach Deutschland zurück, weil ich meine Schulausbildung noch beenden musste. Anschließend sollte ich zu ihm ziehen.

Als mich einmal mein „Ehemann“ betrunken angerufen und mich wüst beschimpft hatte, merkte ich, dass auch er mit dieser arrangierten Heirat nicht einverstanden war und dass er mich direkt hasste. Ich war verzweifelt und riss von Zuhause aus. Irgendwer brachte mich dann zum Jugendamt, das sich dann um mich kümmerte. Durch mein Davonlaufen hatte ich aber die Ehre meiner Familie beschmutzt, das was ich getan hatte, war eine Eheschande. Ich wurde daraufhin von meinem ersten Mann in der Türkei geschieden.

Diese Schande lastete nun schwer auf mir. Es wurde auf mich ein ganz großer Druck ausgeübt, nun einen anderen Mann zu heiraten, um diese Schande zu tilgen. Ich musste also nochmals heiraten, einen Mann, den ich nicht im Geringsten liebte und vor dessen Aggressionen ich sehr große Angst hatte. Meine Angst zählte überhaupt nicht. Eine Woche vor dem Hochzeitstermin versuchte ich mich umzubringen. Ich wollte nicht um meinetwillen sterben, sondern nur, um keine Last für andere zu sein, um diesen Kreislauf der Schande, für den ich verantwortlich gemacht wurde, zu durchbrechen. Der Versuch misslang.

Bereits die Hochzeitsnacht  war traumatisch, was ich erlebte war eine Vergewaltigung. Das war so demütigend. Die Situation wurde auch in der nächsten Zeit nicht besser, mein Mann war tatsächlich so gewalttätig, wie ich es vorher befürchtet hatte. Ich lebte in großer Einsamkeit, Traurigkeit und Lieblosigkeit.

Ich wurde immer so erzogen, dass niemals etwas nach außen dringen dürfe, was innerhalb der eigenen vier Wände passiert. Ich durfte mir also niemals etwas anmerken lassen, wie es mir ging und was ich erdulden musste. Ich hatte einen guten Beruf, in dem ich geschätzt und anerkannt wurde, aber zu Hause war alles anders.

Als ich schwanger wurde, begann ich mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, meinen Mann zu verlassen. Ich wollte nicht, dass mein Kind das gleiche Schicksal erleiden muss, wie ich es erlitten habe. Als nach meiner Entbindung eine Frau im Krankenhaus sah, wie mich die Familie meines Mannes sogar dort behandelte, bot sie mir an, dass ich für eine Zeit lang zu ihr ziehen kann. Das war meine Rettung.

Später lernte ich dann einen jungen Mann kennen, bei dem ich zum ersten Mal erfuhr, wie es ist, angenommen und ernst genommen zu werden, wie es ist, wenn man als Mensch geschätzt wird. Er war der erste Mensch, der für mich da war, ich war ihm dafür so unendlich dankbar. Wir heirateten.

Religion spielte in dieser Zeit keine Rolle, mein Mann war Atheist und ich wollte den muslimischen Glauben nicht praktizieren. Alles, was ich wollte, war, den Menschen mit dem gleichen Respekt und der gleichen Ehrlichkeit zu begegnen, wie ich es für mich gerne gehabt hätte. Ich wollte im Herzen rein sein, aber ich wollte mit einem Glauben nichts mehr zu tun haben. Der Glaube war für mich immer nur Bedrohung. Mit dem Christentum wollte ich schon überhaupt nichts zu tun haben. Ich war Agnostikerin.

Zehn Jahre lang ging das gut. Dann hatte ich, für mich völlig unvorhersehbar, einen schweren Nervenzusammenbruch mit Depression und panischen Angstzuständen. Es folgten 12 Wochen Therapie, in der alle dramatischen und traumatischen Kindheitserinnerungen und Gewalterfahrungen meines Lebens aufgebrochen sind. In den nächsten zwei Jahren verbrachte ich insgesamt ein halbes Jahr auf der Klinik. Als ich später einmal nach einer Möglichkeit suchte, für 2 bis 3 Wochen irgendwo Ruhe zu finden und Kraft zu tanken, fand ich ein Kloster, in das ich mich zurückziehen konnte; ich wollte nicht noch einmal auf die Klinik.

Am Anfang hat es mich in diesem Kloster sehr irritiert, dass in jedem Zimmer ein Kreuz hing. In meinem Zimmer war sogar ein sehr großes Kreuz mit Jesus darauf, was für mich beängstigend war. Aber das änderte sich: dieses Kreuz gab mir einen großen Frieden, einen Frieden, den ich noch nie zuvor erlebt hatte, auch nicht bei meinen Klinikaufenthalten. Ich habe es aber bei diesem positiven Gefühl bleiben lassen und mich nicht auf die Suche gemacht, warum ich in der Gegenwart des Kreuzes solch einen Frieden hatte.

Zwei Jahre später „hörte“ ich plötzlich in meinem Inneren eine ganz klare und starke Stimme: „Geh in die Kirche!“. Das war für mich absurd, ich war ja Agnostikerin. Ich habe das ignoriert. Am nächsten Tag kam diese Stimme wieder, immer öfters. Das ging so zwei Wochen lang, wobei diese Stimme immer drängender wurde, bis ich dann für mich gesagt hatte: „Gut, dann gehe ich in diese verdammte Kirche, dann habe ich wenigstens meine Ruhe“.

Ich ging also in eine leere Kirche, setzte mich vorne in eine Bank und dachte noch, wie kann man so schönen Marmor mit so hässlichen Fliesen kombinieren? Die Kirche machte auf mich keinen einladenden Eindruck. Als ich wieder gehen wollte, kam plötzlich eine große Schwere über mich, die mich hinderte aufzustehen. Auf einmal hatte ich den ganz deutlichen Eindruck, dass Gott hier war. Das hat mich aber unglaublich wütend gemacht, ich habe ihm daraufhin innerlich die heftigsten Vorwürfe gemacht. "Was willst du von mir?   Was willst du von mir???   Wo warst du, als ich dich gebraucht habe, wo???"   Aber dann habe ich plötzlich mein ganzes Leben wie in einem Film gesehen, auch die Erlebnisse meiner Kindheit. Auf einmal erkannte ich, dass dieser Engel meiner Kindheit Jesus war. Ich wollte das überhaupt  nicht wahrhaben, ich hatte immer das Christentum abgelehnt und wusste auf einmal mit großer Sicherheit, es war Jesus! Doch ich konnte ihn nicht annehmen, noch nicht, aber ich war beschämt.  Jesus hat mir dann alle Schwierigkeiten meines Lebens gezeigt und auch gezeigt, dass er immer in meiner Nähe gewesen ist, immer. Ich habe ihn dann gefragt, was der Sinn auf Erden wäre. Und er sagte nur: Liebe!  Liebe, mein Kind!“ Und dann wurde ich von einer Liebe eingehüllt, die ich niemals beschreiben kann. Von Kopf bis Fuß, es war unbeschreiblich. Ich hatte mich immer so nach Liebe gesehnt, und auf einmal spürte ich solch eine unglaubliche Liebe, so intensiv, so innig.

Als ich dann meine Augen wieder geöffnet habe, sah ich neben der Säule vor mir Jesus, ähnlich einer Schnitzerei. Was ich davon bewusst wahrgenommen habe, war sein offenes Herz, ein Kreuz und seine Augen. Ich dachte noch: „Ach du Scheiße, nicht dass du jetzt noch eine Christin wirst!“ Ich hatte immer noch eine innere Gegenwehr. Dann hörte ich, wie er mich zu sich gerufen hat. Ich bin näher zu ihm hingegangen, habe dann in die Augen dieser Schnitzerei geschaut und sie haben mir direkt in die Seele gesehen. Und ich dachte noch: „wie kann man so schnitzen, dass die Augen so echt sind?“ Dann hörte ich ihn sagen: „Egal wo du bist, was du bist und was du tust, ich bin in dir und immer bei dir“.

Als ich dann nach ungefähr einer Stunde die Kirche verließ, habe ich mich selber nicht mehr gekannt, ich hatte so einen Frieden und eine Liebe in mir. Plötzlich fiel mir ein, dass ich, als ich in die Kirche gegangen war, keine Statue gesehen hatte. Ich ging nochmals zurück, aber da war nichts neben der Säule, nichts. Ich war ja nicht verrückt, ich habe eine ganze Stunde vor dieser Statue verbracht. Ich konnte mich nicht getäuscht haben.

Von diesem Tag an war auch plötzlich meine Bulimie weg, die ich seit dem sechzehnten Lebensjahr gehabt hatte, 26 Jahre lang. Vollkommen weg.

Ich bin dann regelmäßig in diese Kirche gegangen und habe mich hineingesetzt, weil ich darin immer so einen Frieden gespürt habe. Ein paar Wochen später hörte ich plötzlich vom großen Kreuz, das am Altar hing, wieder seine Stimme: „Komm!“ Ich habe mich nicht getraut, zum Altar hinaufzugehen, was ist, wenn jemand in die Kirche kommt und mich hinauswirft? Er hat nochmals gesagt, „Komm, vertrau mir“. Ich bin dann wie ein verängstigtes Kind näher zu ihm hingegangen und habe das erste Mal dieses Kreuz mit Jesus darauf so richtig bewusst angeschaut. Ich habe erst dann so richtig gesehen, was er gelitten haben musste und wie ihn die Menschen geschunden und gequält hatten. In mir ist dann ein großer Schmerz aufgestiegen, ich habe seinen Schmerz verspürt. Ich kannte ja die Geschichte von Jesus nicht. Ich fiel auf die Knie, ich konnte nur mehr weinen und fragte ihn: „Warum tun dir die Menschen so etwas an? Warum?“.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so vor ihm gekniet bin. Als ich dann aufgestanden war, hörte ich ihn noch einmal, wie er sagte: „Beschäftige dich mit mir!“  Da war ich dann plötzlich aus tiefstem Herzen dazu bereit.

Zu Hause habe ich dann bei Google das Stichwort „Jesus“ eingegeben und fand dann den Film „Son of God“ auf Netflix, den ich mir dann angesehen hatte. Ich hatte dabei so geweint, vor lauter Schmerz und Liebe. Ich habe Gott gefunden.

Jesus hatte mir auch gesagt: „Ich will niemanden zwingen, zu mir zu kommen. Aber ich warte vor jedem Herzen, geduldig und voller Liebe. Wer zu mir kommt und mir sein Herz öffnet, den will ich beschenken mit allem was ich habe, aber niemals mit Drang und Zwang.“

Ich habe so viel geschenkt bekommen, ich bin voller Friede, ich bin innerlich so frei und heil geworden und habe so viel Liebe zu Menschen, bei denen ich spüre, dass sie ein Leid tragen müssen. Ich möchte diese Geschenke und meine Erfahrung mit all diesen Menschen teilen. Jesus wartet!

 

https://www.youtube.com/watch?v=nApGFFlDA10

 

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